Else Hertzer | Manege | 1964 | Schablonendruck | 31,4 x 43 cm
Die Möwe“ zeigt Werke von Künstlerinnen von der Klassischen Moderne bis in die Gegenwart
Gefördert von der Stiftung Kulturfonds/NEUSTART KULTUR
Die Ausstellung „KLASSISCH MODERN. Historische und zeitgenössische Werke von Künstlerinnen“, die vom 3. Juli bis 9. Oktober 2021 in der Salongalerie „Die Möwe“ zu sehen ist, führt Arbeiten von Vertreterinnen der Klassischen Moderne wie Else Hertzer, Erna Schmidt-Caroll und Katja Meirowsky mit Gegenwartskunst von Ines Doleschal, Ute Hausfeld, Christine Jackob-Marks, Holle Vollbrecht und Caroline Wagner zusammen. Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen, Druckgrafiken und Plastiken dieser Künstlerinnen verdeutlichen in der Vielfalt der Sujets und Stilrichtungen eine bewundernswerte Dichte und Kontinuität weiblicher Kreativität. „Die Möwe“ lenkt mit dieser Ausstellung einmal mehr den Fokus auf die Frauen in der Kunst, die in der Kunstgeschichtsschreibung häufig benachteiligt wurden und bis heute immer wieder um Ihre Anerkennung auf dem Kunstmarkt kämpfen müssen.
Für Ines Doleschal (*1972) ist die Klassische Moderne, insbesondere das Bauhaus, eine Quelle der Inspiration. Mit der Serie „bauhaus, weiblich“ erweist sie den zu Unrecht kaum bekannten Weberinnen dieser Kunstschule ihre Reverenz, indem sie mit den Mitteln der Collage deren Teppich- und Textilentwürfe wiedergibt, die nach 1945 das Industriedesign maßgeblich beeinflussten. Daneben sind in der Ausstellung auch farbintensive Malereien zu den Meisterhäusern in Dessau zu sehen. In ihrer jüngsten Serie „Faltungen“ geht die Malerin einen Schritt weiter: Sie fächert den Raum durch immer neue Differenzierungen der Flächen und Farben gewissermaßen auseinander.
Ute Hausfeld (*1951) beschäftigte sich während ihrer Tätigkeit als Modegestalterin und Kostümbildnerin auch intensiv mit Malerei und Grafik. Nach der Wende traf sie die Entscheidung, sich vollständig auf die bildende Kunst zu konzentrieren. Sie komponiert farbig kraftvolle Bilder mit sommerlichen Landschaften und modebewussten Städterinnen. Ebenso schön und eindrucksvoll sind ihre klassisch anmutenden, partiell mit Gold überzeichneten Holzschnitt-Porträts, die von selbstbewusst-mondän bis bescheiden-schüchtern unterschiedliche weibliche Charaktere zeigen.
Mit Else Hertzer (1884-1978) stellt „Die Möwe“ eine Vertreterin der Klassischen Moderne vor, deren Schaffen in den letzten Jahren wieder zunehmende Aufmerksamkeit zuteil wird. Ihre Werke wurden in den 1920er Jahren auf bedeutenden Kunstausstellungen wie der Berliner Secession gezeigt und waren oft gemeinsam mit Bildern von Käthe Kollwitz, Paula Modersohn-Becker, Lotte Laserstein und Jeanne Mammen zu sehen. Die Ausstellung zeigt neben Aquarellen von Aufenthalten in Italien auch Holzschnitte aus den 1920er Jahren sowie den beeindruckenden Schablonendruck „Manege“ aus dem Jahr 1964.
Ebenso wie Else Hertzer war auch Erna Schmidt-Caroll[nbsp](1896-1964) in der Weimarer Republik durch ihre Teilnahme an bedeutenden Berliner Kunstschauen bei Presse und Publikum gut bekannt, bevor durch Krieg und Nachkriegszeit ihr Schaffen nahezu in Vergessenheit geriet. Ihre Wiederentdeckung geht vor allem auf ihre Werke aus den 1920er Jahren als Chronistin des Berliner Großstadtlebens zurück. 2019 wurden ihre Werke im Barbican Museum London und im Belvedere in Wien gezeigt. Als Dozentin für Modeentwurf und Kostümfigurinen prägte sie an der Reimann-Schule in Berlin Generationen künftiger KünstlerInnen mit. Aus dieser Tätigkeit werden erstmals Zeichnungen und Entwürfe von ihr präsentiert, in welchen sie die modische, moderne Frau der zwanziger Jahre skizziert.
Die Malerin Christine Jackob-Marks hat in den mehr als fünf Jahrzehnten ihres Schaffens ein Œuvre von großer Spannbreite geschaffen. In der „Möwe“ setzt sie mit ihren abstrakten Gemälden aus jüngster Zeit einen ganz eigenen Schwerpunkt. Diese Werke lösen sich gänzlich von konkreten Vorstellungen und lassen den Assoziationen des Betrachters weiten Raum. Mit ausgeprägtem Rhythmusgefühl und im freien Spiel von Farben und Formen schafft die Künstlerin Bilder von hoher Energie und Leuchtkraft.
Die Zeichnungen von Holle Vollbrecht (*1948), die erstmals in Berlin zu sehen sind, erstaunen nicht nur wegen ihres Motivs: alternde Kartoffeln. Während der oft monatelangen Arbeitsphase visualisiert die Künstlerin auf Licht reflektierendem Faserpapier die Metamorphose von Altem zu Neuem. Das Ergebnis ist kein naturalistisches Abbild, sondern die Visualisierung eines Vorgangs. Die Kartoffel keimt, während sie vertrocknet. Die Künstlerin nennt es „beständige Lebendigkeit“. Seit 30 Jahren ist Holle Vollbrecht von der Kartoffel als künstlerisches Motiv fasziniert, die sie als Metapher für das Leben auf dem Land versteht: Jedes Jahr ein neues Werden und Vergehen.
Ausstellungsdauer: 3. Juli bis 9. Oktober 2021
Öffnungszeiten der Ausstellung: Di bis Sa von 12 bis 18 Uhr, sowie nach Vereinbarung
Pressekontakt: Claudia Wall, Tel.: 030 30881842, mail@salongalerie-die-moewe.de